«Die vier völlig verschiedenen Städte im Süden Spaniens haben eines gemeinsam: Sie bezaubern, faszinieren und verführen mich während meiner achttägigen Studienreise im September 2024», so unsere Teamleiterin Regula König. Sie fährt mit dem Zug von Sevilla nach Córdoba, weiter nach Granada und zum Abschluss nach Málaga.

Andalusien – Der Rhythmus Südspaniens
Sevilla
Mein erster Eindruck von Sevilla: es stinkt! Schnell merke ich, dass der etwas starke Geruch von den vielen Pferdekutschen ausgeht, welche von frühmorgens bis spätnachts über die abgewetzten Pflastersteine der Altstadt ruckeln. Das Zentrum Sevillas ist zwar gut zu Fuss erkundbar, aber bei den immer noch hohen Temperaturen ist die Verlockung gross, auf einen Vierräder umzusteigen.
Die prunkvollen Altstadthäuser wirken klein neben der riesigen Kathedrale, die das Stadtbild dominiert. Eingeklemmt zwischen dem Real Alcazar-Palast und dem Giralda-Turm, schlängeln sich die engen Gassen in einem wilden Wirrwarr bis zur bekannten Holzskulptur «Setas de Sevilla».
Tapas mit Einheimischen
Mehrmals lasse ich mich treiben und verliere jegliche Orientierung, bis ich irgendwo auf einem kleinen Platz bei einer winzigen Taverne lande. Die Auswahl an Gastronomiebetrieben ist riesig, die Wahl entsprechend schwierig – nach ein paar Reinfällen lerne ich den Unterschied kennen zwischen den Touristenrestaurants, welche immer die gleichen drei Hauptspeisen anbieten, und den richtigen Bodegas, in denen ich mich unter die Einheimischen mische und auch mal ganz spezielle Tapas geniesse.


Córdoba
Mit dem Schnellzug fahre ich weiter in die kleinere, gemächlichere Provinzstadt Córdoba. Die Fahrt durch die trockene Hochebene, vorbei an riesigen Orangenbäumen-Plantagen, dauert nur 45 Minuten.
In Córdoba erstreckt sich die Altstadt entlang des Flusses Guadalquivir. Die engen, belebten Gassen zwischen den weiss getünchten Häusern, die vielen farbigen Blumentöpfe an den Hausmauern, die Flamenco-Musik, die aus jeder zweiten Bar ertönt, und die unzähligen kleinen Souvenirläden verschmelzen miteinander und werden zu einem bunten, lauten, lebhaften Bild, welches sogar in meinen Träumen vorkommt.
Ich besuche den «Alcázar de los Reyes Cristianos» und bewundere den stilvoll angelegten Garten, überquere frühmorgens die Puente Romano um den Sonnenaufgang zu beobachten, und erkunde natürlich die berühmte Mezquita-Kathedrale. Die riesige maurische Moschee, mit ihren faszinierenden Säulenbögen, wurde erst viel später mit einer Barockkirche ausgestattet, die mitten in die Moschee hinein gebaut wurde – egal ob das auf Gefallen stösst oder nicht, beeindruckend ist es allemal.
203 Stufen
Im «El Rincone de Carmen», ein kulinarischer Geheimtipp, bestelle ich mir viel zu viele Tapas, die allesamt unglaublich köstlich sind. So muss ich mich anschliessend sportlich betätigen, indem ich die 203 Stufen des Glockenturms erklimme – die Aussicht lohnt sich!
Granada
Mit klopfendem Herzen – und nicht nur wegen des steilen Aufstiegs – stehe ich vor dem Eingang. Hier ist sie nun also, die berühmte Alhambra! Schon als ich gestern in der Stadt eintraf, erblickte ich die Festungsanlage hoch oben auf dem Hügel.
Viel weitläufiger und verwinkelter, als ich mir das vorgestellt hatte. Die schönen Gärten führen mich zum Palast von Carlos V, weiter zur Alcazaba und schliesslich zum Palacio Nazaries, dem Hauptpalast des Sultans. Hier verbringe ich mehrere Stunden, denn ich kann mich einfach nicht sattsehen – die Farben, Muster und der spezielle Baustil versetzen mich ins Märchenland von 1001 Nacht.
Ein Wunder, dass alles so gut erhalten blieb und nicht bei der Eroberung durch die Katholiken zerstört wurde! Im Jahr 1492 kapitulierte in Granada der letzte muslimische Herrscher und übergab die Stadt an Königin Isabella und König Ferdinand – somit war es vorbei mit der Zeit der Mauren.
Flinke Füsse
In der Abtei von Sacromonte, welche in einem kleinen Nebental liegt, lerne ich mehr über die Entwicklung des Christentums in dieser Region – und erhalte einen letzten, wunderbaren Ausblick auf die Alhambra. Zum Abschluss wandere ich wieder einmal ziellos durch den alten Stadtteil Albaicin und staune während einer Flamenco-Show, wie die flinken Füsse und Hände der Tänzer- und Sänger*innen die Rhythmik der Musik aufnehmen.
Málaga
Mit gemischten Gefühlen fahre ich weiter nach Málaga. Ob Granada zu toppen ist? Ich bin positiv überrascht: Die Stadt mit ihren prunkvollen Herrenhäusern und mediterranem Flair hat sich mit der kleinen, aber feinen Alcazaba ebenfalls ein Stück maurische Geschichte erhalten.
Abends flaniere ich entlang der Hafenpromenade, bestaune eine Mega-Yacht nach der anderen und höre etwas wehmütig den Klängen eines jugendlichen Gitarrenspielers zu, der locker mit Profi-Musiker*innen mithalten könnte.
Es gäbe noch so viel mehr zu entdecken in dieser wunderschönen Region, aber leider ist meine Reise nun zu Ende.


Gut zu wissen
- Reisen Sie nach Andalusien, wenn Sie sich für Geschichte, Kultur, Kulinarik und Architektur interessieren
- Die beste Reisezeit ist der Frühling oder der Herbst
- Es gibt mehrmals wöchentlich Direktflüge nach Sevilla und Málaga
- Die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln vor Ort ist unkompliziert und relativ günstig – alternativ können Sie ein Auto mieten