Buchempfehlung

Buchempfehlungen: Das lesen unsere Expert*innen

Kennen Sie folgenden Moment? Sie sind im Zug unterwegs, sehen andere Menschen beim Lesen und schielen auf deren Buchdeckel? Wir finden es äusserst spannend und inspirierend, was andere Menschen lesen.

Darum schielen wir ab sofort auf die Buchdeckel von unseren Expert*innen. Wir fragen sie nach Buchempfehlungen respektive nach ihren Lieblingsbüchern. Ihre Antworten teilen wir mit Ihnen auf dieser Seite. 


Die Expedition. Eine Liebesgeschichte (2016)
von Bea Uusma

Die Andrée-Expedition ist eine meiner arktischen Lieblingsgeschichten. Weil sie alles hat: Spannung, Entdeckergeist, eine Prise Verrücktheit, Mysterium, und obendrauf auch noch eine ganz und gar phänomenale Liebesgeschichte.

Es ist die Geschichte eines grossen Rätsels im ewigen Eis: Drei Männer aus Stockholm, die mit einem Heissluftballon auf dem Weg zum Nordpol verschwinden. Die Reste ihres Lagers werden 33 Jahre später gefunden, eingefroren auf einer unbewohnten Insel mitten im Eismeer.

Was ist damals geschehen? Bea Uusma vergräbt sich in alle Spuren dieser tragischen Unternehmung, analysiert Tagebücher, forscht in Archiven, wird immer besessener, weil sie überzeugt ist: Die Lösung des Rätsels liegt vor ihr, sie muss sie nur sehen.


Eine Nacht in Bari (2010)
von Gianrico Carofiglio

Es ist eine Liebeserklärung meines Lieblingsschriftstellers an seine Heimat. Beklemmend, gleichzeitig wunderschön!


Steinträume (2012)
von Akram Aylisli

Eine Novelle, die aktueller nicht sein könnte. In «Steinträume» (2012) beschreibt der aserbaidschanische Schriftsteller Akram Aylisli eine Menschenjagd auf einen Armenier mitten in der Stadt Baku. Beim Versuch, dem Gejagten zu Hilfe zu kommen, wird Sadai Sadygly, ein aserbaidschanischer Schauspieler, selbst so schwer verletzt, dass er tagelang zwischen Leben und Tod schwebt. Im Krankenhaus liegend erinnert er sich an seine Jugend, als in seinem Dorf Aylis, in der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan, Armenier und Aseri noch friedlich miteinander lebten. Dieser Roman ist ein Zeugnis der jahrzehntelangen Unversöhnlichkeit und dem scheinbar unüberbrückbaren Hass zwischen Aseri und Armeniern, die gerade eben erst mit der Eroberung der aserbaidschanischen Enklave Bergkarabach durch Aserbaidschan und der Vertreibung der dort lebenden Armenier einen neuen tragischen Höhepunkt erreicht hat.

Am Beispiel dieser Novelle zeigt sich exemplarisch, wie aus längst vergangenen, politisch kontroversen Grenzziehungen, schier unlösbare Konflikte entstehen, die lange über die Zeit hinaus verheerende Wirkungen haben können.

Nach der Veröffentlichung des Buches (2012) wurde der Autor Aylisli als Feind Aserbaidschans verfolgt und in seinem Land geächtet, seine Bücher wurden verbrannt und all seine Auszeichnungen wurden ihm aberkannt.


Das Herzenhören (2002)
von Jan-Philipp Sendker

Eine Liebesgeschichte unserer Zeit mit einer Handlung, die die Schönheiten von Myanmar hervorragend schildert.

Die Suche nach ihrem vermissten Vater führt Julia Win von New York nach Myanmar. Dank einem vierzig Jahre alten Liebesbrief ihres Vaters an eine unbekannte Frau reist sie nach Kalaw, einem kleinen Bergdorf. Hier findet sie nicht nur einen Bruder, von dem sie nichts wusste, sondern stösst auch auf ein Familiengeheimnis, das ihr Leben für immer verändert ...

Der Roman ist hervorragend erzählt, fast poetisch, und ohne Gefahr zu laufen, in Kitsch abzudriften. «Das Herzenhören» ist der erste Roman des deutschen Schriftstellers und Journalisten Jan-Philipp Sendker. Der Bestseller wurde 2012 fortgesetzt mit «Herzenstimmen». Ein an sich riskantes Wagnis, das ihm aber ebenfalls gelungen ist.


Der stille Amerikaner (1955)
von Graham Greene

Spannend wie ein Krimi gibt das Buch Einblicke in die Geschichte Vietnams und in die menschlich Psyche in Konfliktsituationen.

Saigon Anfang der 1950er Jahre. Thomas Fowler, ein vom Älterwerden desillusionierter, zynischer, gleichwohl sympathischer, englischer Journalist berichtet aus Südvietnam über die verworrene Situation des noch nicht erfolgten Abzugs der Franzosen und des Erstarkens der patriotisch-kommunistischen Vietminh.

Fowler, dessen in England lebende Frau sich nicht von ihm scheiden lassen will, lebt mit Phuong, einer jungen Vietnamesin zusammen, als er auf den Amerikaner Pyle trifft. Der ist angeblich für eine humanitäre Organisation im Land, tatsächlich will er jedoch eine «fünfte Kolonne» aufbauen, um durch Bombenattentate, die den Vietminh in die Schuhe geschoben werden, für Unruhe zu sorgen.

Pyle, der sich mit Fowler anfreundet, verliebt sich in Phuong, die Sicherheit sucht und auf dessen Werben eingeht. Fowler ist am Boden zerstört und nimmt den Vorschlag eines ihm bekannten Vietminh Agenten an, eine Lösung zu finden.